Hans Haacke, die Moderne (und die Trump-Ära)
HANS HAACKE. RETROSPEKTIVE. Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, – .
Zwei Tage, nachdem Donald Trump wieder zum Präsidenten gewählt wurde, wird Hans Haackes Retrospektive in der Frankfurter Kunsthalle Schirn eröffnet. Hans Haacke hat die Transformation der Kunst in die Moderne maßgeblich mitgestaltet. Er verband das Ästhetische mit dem Neuem, dem Experiment, dem Politischen – wie die Kuratorin Ingrid Pfeiffer ausführt. So steht Haackes Kunst im Gegensatz zu dem, wofür Trump steht. Und dementsprechend unglücklich ist Haacke über den Ausgang der Wahlen, wie uns die Kuratorin Ingrid Pfeiffer mitteilt. Sie hat Haacke auch mehrfach persönlich für die Ausstellung getroffen. Haackes Installationen zeigen, dass es immer ein Anliegen war, dass die, die seine Ausstellung besuchen, selbstständig denken. Es scheint, dass langsam diese Zeit der Moderne mit ihrem typischen Verständnis, was Kunst soll, einem Ende zugeht. Haacke selber sieht die Veränderung als Konstante in seinem Werk. So müssen wir schauen, wohin die zeitgenössiche Kunst sich transformiert (nach TikTok?).
Mit Ausstellungsbesuchenden beschäftigte sich Haacke schon als 23-jähriger. Denn arbeitete er mit beim Ausstellungsteam für die 2. documenta. Im Rahmen dieser Tätigkeit fotografierte er die Ausstellungsbesuchenden. Diese Fotos sind im ersten Raum der Schirn-Ausstellung zu sehen. Sie waren im Archiv der Documenta – anonym. Erst später wurden sie wieder aufgefunden, und Hans Haacke benannte seine Urheberschaft. Er zeigt in den Fotos, wie die unterschiedlichsten Besucher auf diese neue moderne Kunst treffen.
Haacke hatte von bis Kunst an der Werkkunstschule Kassel studiert, u. a. bei Fritz Winter, einem ehemaligen Bauhausschüler. Mit einem Stipendium ging Haacke nach Paris. Dort entstand: Ce n'est pas la voie lactée / Dies ist nicht die Milchstraße. Dieses Gemälde mit Punkten, die sich zu einem an einen Himmel erinnernden Verlauf von der Ferne zusammenfügen, hängt im ersten Raum, direkt gegenüber dem Eingang. Dort hängen auch Arbeiten mit Spiegelreliefs, die an Zero-Kunst angelehnt sind. Haacke war eng mit der Zero-Gruppe im Kontakt und mit Otto Piene befeundet.
Die Retrospektive Haackes in der Schirn vereint im ersten Raum die weiteren "naturwissenschaftlichen" Arbeiten Haackes, u. a. der Kondensationswürfel von – , die Rheinwasseraufbereitungsanlage von . In den weiteren Räumen kommen dann chronologisch seine späteren politischeren Arbeiten, für die Haacke besonders bekannt wurde und bei denen zum Teil die jeweilige Ausstellung nicht zustande kam, weil sie den Museen und Ausstellungshäusern zu heikel war und abgesagt wurde: Shalpolsky et al. Manhattan Real Estates Holdings von für das Solomon R. Guggenheim Museum (diese und zwei weitere Arbeiten waren für eine dortige Einzelausstellung produziert worden und wurden abgelehnt), das Manet-Projekt von und viele weitere Installationen. Hans Haacke (geb. in Köln) war Ende dauerhaft nach New York gegangen. Er lehrte später 35 Jahre an der Cooper Union School of Art. Er hat viele Preise bekommen und ist ein sehr wichtiger Mitgestalter der zeitgenössichen Kunst.
In der Schirn werden die vielfältigen Schaffensphasen Haackes aufgefächert. Gerade das Frühwerk ist spannend wieder zu entdecken.
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Kirsten Kötter,